Der französiche Schriftsteller Jean-Loup Herbert schreibt für die Beilage zur Schallplatte „RUPAY – Heilige Anden“:

Seit 1968 bemüht sich die bolivianische Gruppe RUPHAY (Quechuawort für „Sonnenstrahlen“) um die Verbreitung der Musik der Aymara- und Quechua-Indianer, wie sie noch heute in den Dorfgemeinschaften der Anden lebendig ist.

Seit beinahe 15 Jahren hat Europa sein Herz für die indianischen Flöten entdeckt; man weiß nicht, durch welche geheimnisvolle Wechselwirkung ein über 4 Jahrhunderte verachteter musikalischer Kontinent plötzlich zu unseren verstädterten Ohren spricht, die schon taub geworden waren vom Lärm.

Das indianische Volk gewinnt seinen lebendigen Atem wieder und tritt aus der Anonymität einer unterworfenen Masse heraus – uns allen vernehmbar durch seine Musik.

Alles war unklar an unserem Interesse: die Freude an den weiten jungfräulichen, scheinbar geschichtslosen Räumen, das neidische Aufmerken auf jeden neuen exotischen oder folkloristischen Klang, das Vergnügen an einen neuen Tummelplatz für unsere touristische Landstreicherei.

Aber es ist nun Zeit, den Zweideutigkeiten ein Ende zu machen. Die Indianer, die wir hier hören, RUPHAY, sind Erben einer der höchsten Kulturen der Welt. In den Gesängen, die sie ihrem lebendigen Volk abgelauscht haben, kommt die Fortdauer einer Gemeinschafts-, einer kosmischen Kultur zum Ausdruck.

Die Klage des Volkes, das Jahrhunderte der Unterdrückung erduldet hat, tritt zurück und gibt dem Ruf der erdhaften Trommeln Raum, dem ewigen Klang der WANKARAS und SIKUS, die von einer bäuerlichen, sonnenhaften, monumentalen, heiligen Kultur künden.

Schluss mit der Klage und dem Mitleid! Eine Kultur ergreift von ihrer Zukunft Besitz. Im Bewusstsein der unvergleichlichen Größe ihrer kosmischen, gemeinschaftlichen Vergangenheit. Ein machtvolles Aufleben des Indianertums, das die Ketten der Unterdrückung zerreißt.

Die ANDEN: majestätisch auftauchend aus der Geschichte und Vergangenheit zu neuer Geburt.  –  RUPHAY:  es scheint, als hätten sie, gestützt auf eine tausendjährige musikalische Tradition, mit ihren Instrumenten die Klänge und Schwingungen dieses Ereignisses gefasst und hätten es auf sich genommen, es uns zu verkünden.